Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Geflasht oder ungeflasht ...

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DavGre
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Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Beitrag von DavGre »

Hallo zusammen,

gibt es Angaben bei Volt, Watt und Ampere, die ich mit einem Sonoff Basic nicht überschreiten sollte?
Auf dem Basic Gehäuse steht etwas von "max 10A". Ich möchte menen Sonoff Basic ganz gerne für die Steuerung der Gartenlampen nutzen.
Die 5 Lampen sind mittels IP 44 Kabel miteinander verbunden und haben je Lampe 5 Watt. Laut Netz arbeitet das IP 44 Kabel allerdings mit 16A, was ja schon ne Ecke höher ist, als das "max 10A" vom Sonoff Gehäuse.

Ist es dann überhaupt zu empfehlen, den Sonoff Basic dort anzuschließen? Kann das überhaupt funktionieren?

Ich hatte einen Sonoff Basic (Tasmota geflasht) bereits angeschlossen. Dieser verlor aber nach 10 Minuten die WLAN Verbindung und fand diese auch nach 24 Stunden zu keinem Zeitpunkt wieder. Es half nur ein neu flashen des Schalters.

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udo1toni
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Re: Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Beitrag von udo1toni »

Vielleicht solltest Du Dir, bevor Du Dich mit Netzspannung beschäftigst, die Grundlagen drauf schaffen.

Netzspannung ist potentiell tödlich, das allein sollte schon für den nötigen Respekt sorgen ;) aber es ist auch wichtig, die Kenngrößen zu verstehen.

Netzspannung ist Wechselspannnung, weshalb bestimmte Angaben von mir jetzt nicht ganz korrekt sind, aber als Grundlage:

Watt = Volt x Ampere.

Bei Netzspannung 230V und 1 Ampere Strom, ergeben sich also 230 Watt.

Weil wir Wechselspannung haben, ist jedoch die Spitzenspannung höher, nämlich 230V * Quadratwurzel 2 (= 230 V * 1,414...) = 325 Vs (Spitzenspannung), das gleiche gilt für den Spitzenstrom, 1,414 Ampere, und erst recht für die Leistung, das sind dann 460 Watt.
Diese Leistung wird aber natürlich nur im Scheitelpunkt des Sinus erreicht, einhundert Mal pro Sekunde. Da die Leistung auch einhundert Mal pro Sekunde Null ist (nämlich beim Nulldurchgang), ist die mittlere Leistung aber viel niedrieger.

Das aber nur, um zu erklären, warum das Ohmsche Gesetz nur näherungsweise gilt.

Die Angabe 10 Ampere bezieht sich auf den maximal zulässigen Strom, der durch die Ralaiskontakte fließen darf.
Bei der Leitung, die 16 Ampere "verträgt", ist es das Gleiche.
Demnach dürfte eine Reihe Glühlampen also maximal 2300 Watt Leistung aufnehmen, damit Du sie über den Sonoff schalten kannst. Ich schreibe hier bewusst Glühlampe, denn diese Leistungsangabe bezieht sich ausschließlich auf rein ohmsche Verbraucher. Sobald auch nur ein einfacher Transformator zwischengeschaltet ist, schlägt die Physik gnadenlos zu und es wird sehr kompliziert ;).
Aber auch bei den Glühlampen wäre ich eher vorsichtig, hier die volle Leistung einzubauen, denn kalte Glühlampen nehmen viel mehr Leistung auf als im Betrieb, die 2300 Watt Leistungsaufnahme im Betrieb reichen locker, um die 16 Ampere Sicherung des Stromkreises fliegen zu lassen (und zurecht, denn das Relais wird kollosal überansprucht).

Beim Relais gibt es im wesentlichen zwei Zustände, An und Aus, aber es gibt auch den Schaltvorgang, und beim Schaltvorgang gibt es eklige Effekte. Je höher der Stromfluss im Schaltmoment, desto höher ist die Belastung der Kontaktflächen, es kommt zu Kontaktabbrand. Wenn der Verbraucher eine induktive und kapazitive Komponente hat (Spulentrafo, elektronischer Trafo, Motoren...) ist der Verbraucher bestrebt, den Stromfluss aufrecht zu halten, womit die Spannung im ungünstigsten Fall über dem Relais-Kontakt auf das doppelte steigen kann, damit reden wir dann von etwa 650 Volt, was dann schon zu ordentlichen Lichtbogen führt.

Unterm Strich kann man sagen, dass man die Angaben auf dem Sonoff mit viel Vorsicht genießen muss. Die Belastbarkeit der Leitung spielt dagegen keine Rolle, höhere Belastbarkeit macht ja nichts.

Der Sonoff hat keine eigene Sicherung, streng genommen müsste man also selbst vor dem Sonoff eine Sicherung vorsehen, die bei Überschreiten der Maximallast sofort auslöst (also 10A flink).
Für eine dauerhafte Verwendung solltest Du den Sonoff aber ohnehin nicht mit mehr als ein bis zwei Ampere belasten, also maximal eine Gesamtlast von (nominal) 450 Watt, bei einem hohen kapazitiven/induktiven Anteil der Last wären eher 250VA anzusetzen.
Wenn Du tatsächlich wesentlich mehr Leistung benötigst, baue unbedingt eine korrekt dimensionierte Vorsicherung mit ein, um z.B. die Brandgefahr durch Überlast zu minimieren.

Die Anwendung fünf mal fünf Watt Leistungsaufnahme sind allerdings sicher kein Problem :) selbst wenn jede der Lampen einen Trafo mit bringen sollte.

Das Problem mit dem fehlenden WLAN ist vermutlich nicht auf eine Überlastung zurückzuführen, sondern eher ein "das erste Flashen hat ein paar wacklige Bits hinterlassen" Phänomen.
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DavGre
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Re: Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Beitrag von DavGre »

Wow. Das war mal ne Lehrstunde. Danke dir!

Dann werde ich den Sonoff demnächst mal erneut anschließen und hoffen, dass die WLAN Verbindung diesmal erhalten bleibt.
Zur Sicherheit habe ich ein downgrade von Version 6.4 auf 6.3 vorgenommen. Habe im Netz nämlich gelesen, dass bei 6.4 vermehrt WLAN Probleme auftreten sollen.

Gibt es denn eigentlich vergleichbare Produkte zum Sonoff Basic, die über eine eigene Sicherung verfügen?

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udo1toni
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Re: Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Beitrag von udo1toni »

DavGre hat geschrieben: 28. Mär 2019 08:56 Gibt es denn eigentlich vergleichbare Produkte zum Sonoff Basic, die über eine eigene Sicherung verfügen?
Das ist eine gute Frage :)

Ich habe hier nur Sonoff im Einsatz, alles andere kenne ich nur von Bildern.
Soweit ich weiß, sind Sicherungen bei dieser Produktgruppe eher unüblich - zumindest in Deutschland, obwohl auch hier solche Dinge gefordert werden.
Kann aber sein, dass ortsfeste Schalter davon nicht berührt sind.
Es besteht halt immer ein gewisses Restrisiko, aber je höher der zulässige Strom, desto näher kommt man auch dem Grenzwert der normalen Sicherung im Schaltschrank, die dann schon ausreichend wäre.
Auf der anderen Seite findet man selbst in Neubauten nur selten separate 10A-Absicherungen für die Lichtstromkreise (ist nicht vorgeschrieben, aber empfohlen), meist hängt das Licht am gleichen Stromkreis wie die Steckdosen, der dann auch mit 16A abgesichert ist.
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madmike
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Re: Sonoff Basic - Volt, Watt, Ampere

Beitrag von madmike »

Hallo zusammen,

perfekte Erklärung von Udo zu dem Thema. Ich möchte zum Thema Sicherheit noch folgendes zugeben:

In elektrischen Anlagen unterscheidet man zwischen Leitungschutz, Personenschutz, und Geräteschutz.
Dein Sicherungsautomat mit 16A ist ein Leitungsschutzautomat, der soll die elektrische Leitung hinter ihm gegen Überlastung von mehr als 16 A in diesem Falle, schützen. Damit soll ein Kabelbrand durch Kurzschluss vermieden werden.
Der Geräteschutz ist die von Dir geforderte Sicherung, sie würde nur das Gerät schützen gegen Überlastung nichts anderes.
Nun zum Personenschutz der wichtigsten weil sie uns als Menschen direkt betrifft. Dies ist der sogenannte FI-Schutzschalter, der für Feuchträume sogar vorgeschrieben ist. Er löst aus wenn ein Strom größer als 30mA gegen Erde fließt und verhindert so das Menschen oder Tiere zu Schaden kommen.
Gerade im Garten ein ganz wichtiger Aspekt. Der Sonoff Basic ist meins Erachtens der Schutzklasse 2 zugehörig und ist durch sein isoliertes Gehäuse vor Berührungen geschützt. Um die Sonoff Basic im Garten einzusetzen solltest Du dringenst ein wasserdichtes Gehäuse nutzen, den berührungssicher heißt nicht wasserdicht. Ich selber nutze den 4chpro um alles im Garten zu schalten und der befindet sich in einem wasserdichten Henselkasten. Kabel sollte Erdkabel sein und wenn du es im Boden verlegst sollte es unter der Frostgrenze im Leerrohr liegen. Zum anderen hast du auch einen UV-Schutz. Denn selbst schwere Gummileitungen werden irgendwann brüchig, wenn sie offen liegen. So können auch Nagetiere nicht sofort dran.
Aber wenn du an den Schutz denkst ist der FI unverzichtbar.

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