Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Allgemeine Fragen rund um die "Smart Home" Hardware/Komponenten

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TorstenE
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Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Beitrag von TorstenE »

Hallo Mitstreiter,

wenn Ihr heute im Neubau Eure Elektrik plant, nutzt ihr dann
sogenannten Fernschalter, welcher per Funk (Batterie) betrieben werden,
oder Wandschalter, welche noch klassisch per Kabel angeschlossen werden.

Natürlich lassen sich beide in OpenHab integrieren, das ist nicht das Thema.

Da ja der neue "Funkstandard" mattern im Anrücken ist, stellt sich eben die
Frage, ob die klassische Verkabelung überhaupt noch zeitgemäß ist ?

Freue mich auf Eure Meinungen.

Danke

Torsten :-)
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udo1toni
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Re: Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Beitrag von udo1toni »

Falls ich einen Neubau plante, würde ich (wie beim letzten Mal) zu knx greifen.
Die Schalter wären ähnlich denen, die ich jetzt nutze, nur aktuelle Modelle. Ja, knx ist keine billige Lösung, aber sie ist aus einem Guss. Sie funktioniert dezentral und ist seit Jahrzehnten industriell im Einsatz. Es gibt buchstäblich hunderte Hersteller mit buchstäblich zehntausenden Produkten, die alle (soweit auch nur entfernt sinnvoll) uneingeschränkt miteinander kompatibel sind.
Warum sollte man Schalter montieren, die regelmäßig geöffnet und deren Batterien (sic!) ausgetauscht werden müssen?
Batteriebetriebene Schalter sind in Ordnung, wenn man übergangsweise einen Schalter braucht, wo (noch) keine Leitung liegt. Sie sind vollkommen ungeeignet, um als normale Schalter im ganzen Haus verbaut zu werden.
Wenn man neu baut, kann man natürlich auch andere Bussysteme verwenden oder z.B. auch Kleinspannung für die Schalter verlegen und die Kontakte zentral einsammeln, aber unterm Strich wird man nicht allzuviel einsparen können (knx ist gerade in den letzten Jahren immer günstiger geworden), hat aber nicht den Komfort und die Robustheit eines Industriestandards. Und ein wichtiger Aspekt auch bei einem Neubau für sich selbst ist immer die Option, das Gebäude zu veräußern. Ein knx System vom zertifizierten Betrieb ist dokumentiert und kann auch von einem Nachbesitzer leicht erweitert oder den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Es gibt viele Handwerksbetriebe, die für knx zertifiziert sind. Entsprechend ist es auch attraktiv. Eine sehr spezielle Verkabelung oder auch ein rein auf Funk basierendes System wird vom Nachbesitzer vermutlich eher entsorgt und stellt somit eine Wertminderung dar.
Aber man muss noch nicht mal alles von einem Dienstleister dokumentieren lassen, wenn man einigermaßen ordentlich vorgeht, denn ETS (die Konfigurationssoftware für knx) erledigt einen Teil der Dokumentation schon in der Planungs- und Fertigstellungsphase. Man kann also (entsprechende Fertigkeit mal vorausgesetzt) mindestens Teile der Elektrik auch selbst erstellen und muss nicht mühsam seitenweise dokumentieren, falls man mal verkaufen will.

Ach so... Funk allgemein... ist gegenüber einem Kabel immer nur die zweitbeste Lösung.
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TorstenE
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Re: Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Beitrag von TorstenE »

Guten Morgen Udo1Toni,

danke für Deine Ausführung. Ich vermutete so eine Art
Antwort schon. Ja das Schreckgespenst Preis ist halt bei
KNX einfach auch vorhanden. Und wenn man doch etwas übersehen
hat muß doch wieder mit Funk dazu gebastelt werden,
wenn man nicht die Wand aufkopfen will.

Was die Kompatibilität und Wertminderung angeht hast Du
schon Recht, das ist ein starkes Argument.

Muß ich mir doch noch ein Sparschwein suchen ;-)

Torsten
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udo1toni
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Re: Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Beitrag von udo1toni »

Bei einem Haus Neubau sollte auf den Bereich Elektrik etwa 15 % der Gesamtsumme entfallen (Leistung durch einen Handwerksbetrieb mal vorausgesetzt). Eine sehr einfache Installation kann unter 10 % ausmachen, die Luxusversion eher 25 %, das muss man natürlich selbst wissen, wo man sein Geld investiert. Schau, was Du in Eigenleistung erbringen kannst. Im Rohbau ein paar Leitungen mehr verlegen kostet quasi nichts.
knx Komponenten kann man selbst über das Internet mit MwSt. oft billiger kaufen, als der Handwerker selbst im Einkauf ohne MwSt. zahlt (denn der kauft zentral ein), da kommt es halt sehr auf Verhandlungsgeschick an. Ich hatte da das Glück, die Elektrik komplett in Eigenleistung erbringen zu können, weil Meister und Innungsvorsitzender in der Familie ;) deshalb hat mich mein Haus mit komplett knx Steuerung (Licht, Rollläden, Heizung) nicht mehr gekostet, als eine billige konventionelle Verkabelung vom Handwerker - etwa 5 % der Bausumme...

Meine Erfahrungen knx betreffend: Am besten hätte ich pro Raum eine Unterverteilung gesetzt, pro Stockwerk sollte aber ausreichen. Eine Buslinie kann bis zu 63 Geräte anbinden, wobei nur Geräte mit Buskommunikation als Gerät zählen. Eine Drossel ohne Busadresse zählt nicht als Gerät.
63 Geräte kommen erschreckend schnell zusammen, vor allem, wenn man einzelne Aktoren verbaut. Das ist einer der Gründe für zentrale Schaltschränke, in denen dann vier oder sechs Kanäle ein Gerät bilden, also statt sechs Busteilnehmer nur einer gebraucht wird.
Wenn man Stockwerksschaltschränke verwenden will, benötigt man eine große freie Wand, denn der Schrank braucht mindestens vier Felder um strukturiert arbeiten zu können. (ein Feld: 3x12 TE). Man muss aber nur selten mal an den Schaltschrank ran, kann das also durchaus kaschieren.
Ein zentraler Schrank geht mit neun großen Feldern los (ein Feld 4x12 TE), das ist natürlich günstiger als mehrere kleine Unterverteilungen, dafür braucht man wesentlich mehr Leitungsmaterial, eben pro Stromkreis ab Schaltschrank, und die Leitungen müssen auch irgendwie zum Schaltschrank geführt werden (Stichwort Kabelschächte).
Ich habe ein Wohnzimmer mit vielen Fenstern (8 Aktoren), Lichtkreisen (3 Dimmer) und geschalteten Steckdosen (nochmal 4), für den Raum hätte sich eine ganz kleine Unterverteilung gelohnt...

Es werden auch gerne Netzwerkdosen für Rechner an Arbeitsplätzen, DECT Zentrale, WLAN AP (evtl. Deckenmontage?) und Multimedia vergessen. Auch (oder gerade) da gilt: Kabel ist immer besser als Funk.
Eine selbst gelegte Netzwerkdose kostet Arbeitszeit und pro Meter Kabel etwa 1,50 Euro (Zwillings-CAT6a) plus zwei Module auf dem zentralen Patchfeld und eine CAT-6a Dose. Dafür kannst Du dann dort notfalls 2x10 GBit/s anschließen, wenn das mal im Heimbereich angekommen ist. Leerrohre sind Pflicht, um später noch handeln zu können. Und mit der richtigen Netzwerk Struktur (mehrere AP übers Gebäude verteilt, mit LAN-Backbone) kannst Du auch leicht WLAN Zwischenstecker für "mal schnell eben" mit einbinden, bei mir z.B. Teile der Weihnachtsbeleuchtung, wo die geschalteten Steckdosen irgendwann andere Aufgaben übernommen haben... Die Module sind schmerzfrei einzubinden und arbeiten zuverlässig.

Ich könnte Romane darüber verfassen...
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TorstenE
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Re: Lichtschalter - Fernschalter (drahtlos) - oder Wandschalter ?

Beitrag von TorstenE »

:D - man(n) liest Deine Begeisterung, das ist doch toll
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