Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Allgemeine Fragen zum Thema "Smart Home" und Entscheidungshilfen

Moderator: seppy

pixel
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Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von pixel »

Hallo zusammen,

wir planen gerade einen Neubau. Besser gesagt mein Kumpel baut ein Haus und da wir noch knapp über ein Jahr Vorlauf haben möchten wir nun alle Weichen "möglichst" richtig stellen um eine gute Haussteuerung / Automation zu planen. Ich selbst bin IT's im Linux-Umfeld, Virtualisierung etc.

Die Planung für das lokalen Netz (W)LAN steht. Das ist mein Tagesgeschäft und stellt kein Problem dar. Im Technikraum wo alle "Fäden" zusammen laufen wird ein entsprechender Server platziert.

Ich habe mir heute einige YouTube-Videos angeschaut um mal einen ersten Überblick zu OpenHAB zu bekommen.

*** Das Bussystem ***

Für die Haussteuerung / Automation soll ein Bussystem verwendet werden. Unter:

https://smarthomebau.de/smart-home-anbi ... homematic/

habe ich einen Überblick über die verschiedenen Anbieter gefunden. Mit KNX scheint man, was die Verfügbarkeit der Komponenten angeht, ja auf der sicheren Seite zu sein.

** Die Verkabelung **

Meine erste Frage dazu ist wie ich mir die Verkabelung vorstellen muss. Ja, es sind zwei Drähte und da es ein Bus ist kann ich es als "Schlange" von einem zum nächsten Einsatzpunkt legen. Nur ein geschlossener Ring darf es nicht sein. Habe ich das korrekt verstanden?

Ist dieser Bus ausschließlich die Steuerung oder ist Steuerung und Strom über die gleichen Kabel? Ich vermute mal in der Deckenaussparung für eine Lampe liegt dann ganz normal Strom und die beiden Steuerkabel?

Wir müssen also dem Elektriker also alle Punkte angeben wo der Bus hingeführt werden muss (Lichtschalter, Rolladen, Steckdose etc.) Richtig?

Im Technikraum sitzt dann die Steuerlogik des Herstellers (KNX oder anderer) und dieser wiederum wird mit dem OpenHAB-Server verbunden?

Viele Grüße
pixel

pixel
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von pixel »

Kleiner Nachtrag:

Ich habe mir mal den Wikipedia-Artikel zu KNX durch gelesen worin erwähnt wird dass der Trend dazu geht alles über IP zu machen. Aber das bedeutet dann doch dass ich zu jeder Lampe ein Cat7-Kabel brauche. Oder verstehe ich es einfach nicht richtig?

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udo1toni
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von udo1toni »

knx ist ein Industriestandard, der von mehreren hundert Herstellern unterstützt wird. Alle namhaften Hersteller von Schalterprogrammen sind mit an Bord, die meisten Hersteller von Hauskomponenten bieten (leider für gesalzene Preise) eine Anbindung an knx an.
knx ist außerdem der Methusalem unter den Bussystemen im Hausbereich, ursprünglich rein für Industrie und Großbüros gedacht, wird es auch im Heimbereich immer häufiger eingesetzt. knx wird aktiv weiter entwickelt, wobei alle Geräte aller Hersteller praktisch uneingeschränkt zueinander kompatibel sind. Man kann also nach Lust und Laune Komponenten verschiedener Hersteller mischen.

knx nutzt einen vieradrigen Bus (es werden nur zwei Drähte beschaltet), der als Baum angeschlossen werden kann (also an jedem Busteilnehmer darf der Bus aufgespalten werden).
Die Anzahl der Busteilnehmer pro Strang ist auf 64 Geräte begrenzt, insbesondere ist der erlaubte Strangstrom auf 640 mA begrenzt. Werden mehr Geräte benötigt, muss der Bus auf mehrere Segmente aufgeteilt werden.
Der Außenbereich muss unbedingt ebenfalls einen separaten Strang bekommen, damit der Bus nicht einfach mittels Kurzschluss sabotiert werden kann (also der innere Bus durch Kurzschluss auf dem äußeren Bus).
knx nutzt gewöhnlich REG (Reiheneinbaugeräte) im zentralen Schaltschrank, was bedeutet, dass alle Leitungen einzeln zum Schaltschrank geführt werden. Alternativ ist es nicht unüblich, pro Stockwerk eine Unterverteilung zu setzen, in der die REG montiert werden.
Verteilte Aktoren sind hingegen eher die Ausnahme, auch, weil sie wesentlich teurer sind als die zentrale Steuerung. Allenfalls bei Sanierungen oder für spezielle Anwendungen wird man darauf zurück greifen.

Denkt an Kabel an allen Stellen, auch an unüblichen Plätzen (z.B. LAN-Anschluss an der Decke für WLAN AP :) ) - Der Bus sollte unbedingt an die Fenster und Türen geführt werden, damit dort Sensoren angebunden werden können. Das ist nicht nur für Alarmanlagen sinnvoll, sondern z.B. auch für die automatische Steuerung der Heizkörper.

Lichtschalter innerhalb des Bads sind konventionell eher unüblich, aber mit knx kein Problem, da der Bus nur Niederspannung führt :) und die üblichen knx Taster können mehr als nur eine Lampe schalten. (Ich habe z.B. zentral einen Verstärker verbaut, der Lautsprecher in den Bädern versorgt und über die Lichtschalter gesteuert wird)

Eventuell besteht auch der Wunsch nach automatischer Lichtsteuerung, dann ist es sinnvoll, Präsenzmelder und entsprechende Anschlüsse vorzusehen.

Das knx System arbeitet mit verteilter Intelligenz, d.h. jeder Busankoppler hat seinen eigenen Microcontroller. Wenn nicht grade ein Kurzschluss den Bus lahm legt, können so selbst bei Ausfall einer Komponente alle anderen intakten Geräte weiterhin ihre Arbeit verrichten.
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BOP
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von BOP »

@Udo
Würdest du heutzutage denn immer noch KNX empfehlen, für den privaten gebrauch? Ich kenne mich damit null aus. Aber kann man das selber programmieren? Natürlich kann man das, ich meine vielmehr ohne erst groß eine Schulung machen zu müssen. Oder ist man auf einen fähigen "Elektriker" angewiesen?
Bei alternativen Produkten (als ernsthafte Konkurrenz fällt mir jetzt nur Homematic IP Wired ein) hätte ich immer etwas Angst, dass es EQ-3 irgendwann nicht mehr gibt.
Homematic hätte für mich den Vorteil, dass, sollte ich feststellen, dass ich an dieser oder jener Stelle einen Schalter oder Bewegungsmelder oder was weiß ich noch gebrauchen könnte, diesen auch als Funkvariante nachrüsten könnte. Das geht mit KNX ja nicht?

'Tschuldigung für meine Einmischung. Noch baue ich kein Haus. Aber kann ja noch kommen ...

pixel
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von pixel »

udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 04:35 knx ist ein Industriestandard, der von mehreren hundert Herstellern unterstützt wird. Alle namhaften Hersteller von Schalterprogrammen sind mit an Bord, die meisten Hersteller von Hauskomponenten bieten (leider für gesalzene Preise) eine Anbindung an knx an.
knx ist außerdem der Methusalem unter den Bussystemen im Hausbereich, ursprünglich rein für Industrie und Großbüros gedacht, wird es auch im Heimbereich immer häufiger eingesetzt. knx wird aktiv weiter entwickelt, wobei alle Geräte aller Hersteller praktisch uneingeschränkt zueinander kompatibel sind. Man kann also nach Lust und Laune Komponenten verschiedener Hersteller mischen.
Ja, so hatte ich es auch aus Wikipedia entnommen. Ich denke dass wir mit KNX gut fahren werden weil die Unterstützung seitens der Hersteller einfach sehr umfangreich ist.

Die Schalter wollen/werden wir nicht programmierbar machen. Sprich: Der Lichtschalter im Raum ist fix einem Schalter zugeordnet. Das Licht was diesem Schalter zugeordnet (elektrisch) ist wird ins Bussystem eingebunden damit der über OpenHAP (Remote per Pannel, zeitgesteuert oder ereignisgesteuert) angesprochen werden kann. Das sollte ja kein Problem sein. Oder habe ich da einen Denkfehler?

Da die Kabelverlegung dabei im Gegensatz zu den Schaltern etc. dabei nicht die preistreibende Kraft ist kann man alternativ überlegen auch die Positionen der Schalter mit dem Bus anzufahren aber anfänglich nicht zu nutzen. Dann hat man später noch immer die Option es großen Aufwand nachzurüsten.
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 04:35 ...
Der Außenbereich muss unbedingt ebenfalls einen separaten Strang bekommen, damit der Bus nicht einfach mittels Kurzschluss sabotiert werden kann (also der innere Bus durch Kurzschluss auf dem äußeren Bus).
Guter Hinweis! Werden wir berücksichtigen
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 04:35 knx nutzt gewöhnlich REG (Reiheneinbaugeräte) im zentralen Schaltschrank, was bedeutet, dass alle Leitungen einzeln zum Schaltschrank geführt werden. Alternativ ist es nicht unüblich, pro Stockwerk eine Unterverteilung zu setzen, in der die REG montiert werden.
Von was mache ich das Abhängig ob auf den einzelnen Stockwerken ein REG gesetzt werden sollte? Von der Anzahl der Teilnehmer am Bus? Gibt es da eine grobe Richtlinie?
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 04:35 Denkt an Kabel an allen Stellen, auch an unüblichen Plätzen (z.B. LAN-Anschluss an der Decke für WLAN AP :) ) - Der Bus sollte unbedingt an die Fenster und Türen geführt werden, damit dort Sensoren angebunden werden können. Das ist nicht nur für Alarmanlagen sinnvoll, sondern z.B. auch für die automatische Steuerung der Heizkörper.

Lichtschalter innerhalb des Bads sind konventionell eher unüblich, aber mit knx kein Problem, da der Bus nur Niederspannung führt :) und die üblichen knx Taster können mehr als nur eine Lampe schalten. (Ich habe z.B. zentral einen Verstärker verbaut, der Lautsprecher in den Bädern versorgt und über die Lichtschalter gesteuert wird)

Eventuell besteht auch der Wunsch nach automatischer Lichtsteuerung, dann ist es sinnvoll, Präsenzmelder und entsprechende Anschlüsse vorzusehen.
Den Bus an die Fenster zu führen um deren Status abzufragen und entsprechende Reaktionen auszulösen leuchtet ein. Ebenso dort wo Bewegungssensoren zum Einsatz kommen sollen um dem Lich eine "Follow Me" Funktion zu geben.

Aber warum zu den WLAN-AP's? Wir haben auf jedem Stockwerk genug Punkte vorgesehen an welchem die WLAN AP's auf Deckenhöhe mit Cat7 angefahren werden. Soll da auch noch zusätzlich das Bussystem hin geführt werden?

Noch eine Grundsätzliche Frage zu KNX. Die ganzen Leitungen der Stränge laufen an einem zentralen Punkt (Technikraum) zusammen in welchem auch der Server und die Cat7-Verkabelung aufläuft. Das ist das sog. REG? Eventuell gibt es auf den Stockwerken auch nochmal solches REG's.

Wie muss ich mir so ein REG vorstellen? Besitzt dieses dann einen RJ45 um es an OpenHAP via LAN anzubinden?

Ich habe in Wikipedia gelesen dass es (proprietäre) Software gibt um KNX zu programmieren. Sehe ich das richtig dass ich diese nicht benötige wenn ich das System an OpenHAB anbinde? Ich kann die gesamte Einrichtung also in OpenHAB umsetzen?

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udo1toni
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von udo1toni »

@BOB: Ich habe 2005 neu gebaut und alles mit knx gemacht, was mir wichtig war. Im Nachhinein hätte ich an vielen anderen Stellen zumindest knx vorsehen sollen, aber es war halt das erste Haus (also quasi das, was man für seinen Feind baut ;) - dafür ist es sogar ganz ordentlich geworden...)
Ich beschäftige mich nicht intensiv mit Bussystemen, natürlich kann man versuchen Geld zu sparen und z.B. Homematic (drahtgebunden!) oder auch Loxone zu verbauen. Mein Hauptargument bleibt aber bestehen: knx ist Industriestandard und das mit Abstand verbreitetste System. Es wird auch nach über 30 Jahren noch weiter entwickelt, was vor allem daran liegt, dass damals sinnvolle Grundlagen geschaffen wurden.
Da Schalter von jedem Hersteller zu bekommen sind, braucht es keine mechanischen Adapter, um Femdprodukte irgendwie einigermaßen optisch ansprechend in eine Installation einzubinden, Du suchst Dir einfach aus, welches Schalterprogramm Dir zusagt und holst die entsprechenden Produkte von dieser Firma, fertig.
Die ETS (Engineering Tool Software) als Programmieroberfläche ist leider sauteuer, aber wenn man einen Hausbau plant, kann man diesen Posten gut mit einpreisen. Es gibt auch kleine Versionen, die dann halt in der Anzahl der Geräte beschränkt sind. Mit Umwegen lassen sich damit aber auch größere Installationen programmieren (Aufteilung in kleine Teilprojekte - das ist natürlich nur ein Krücke) Es gibt auch immer wieder Aktionen, wo man vergünstigte Lizenzen erhalten kann, da reden wird dann von 800 € statt 1000 €. Aber wie gesagt, das macht im Gesamtpaket nur einen kleinen Teil aus.
Oder man kennt jemanden, der eine Lizenz hat und das Projekt betreut (das ist aber nicht wirklich gut, man sollte schon unabhängig sein).

Ich habe mir das notwendige Wissen selbst angeeignet, das ist auch nicht wirklich schwer. Man muss nur ein paar wenige Grundprinzipen verstehen (physikalische Adressen und deren Abhängigkeit von der Bustopologie, Kommunikationsobjekte, Gruppenadressen, Datenpunkte und wie diese Komponenten zusammenwirken, also z.B. dass ein Busteilnehmer pro KO immer exakt auf einer GA sendet, aber mehrere GA mitlesen kann, dass die Kommunikation immer gerichtet ist...) Die Grundlagen kann man bei knx.org einsehen und erlernen (ohne dass Kosten entstehen), es gibt auch Kurse für "Laien", und natürlich gibt es erstaunlich viele Menschen da draußen, die teilweise mehr Ahnung haben als so mancher zertifizierte Handwerker :D
knx (bzw. eib) ist damals auch mit der Maßgabe entwickelt worden, dass Handwerker mit Hauptschulabschluss das einrichten können, das ist kein Hexenwerk. Der Bus ist extrem robust und man kann notfalls(!) auch auf Powerline oder RF gehen, falls man ein Gerät partout an einer Stelle anbinden muss, wo man keinen Bus zur Verfügung hat.

Ein nicht unwichtiger Punkt ist auch, dass knx komplett ohne Zentrale auskommt. Je nach Anforderung kann eine knx Installation sogar gegen Angriffe und Ausfall absichern, wie erwähnt, das wird in der Industrie und in Firmen eingesetzt - teilweise werden damit sogar mehrere Firmenstandorte miteinander verbunden, damit die Gebäudetechniker z.B. die Heizung zentral steuern können und so weiter.
Es ist sicher nicht das einzige System am Markt, aber es ist nach wie vor eines der wichtigsten Systeme, und da wird sich vermutlich auch nicht so schnell etwas dran ändern. :)
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udo1toni
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von udo1toni »

pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Die Schalter wollen/werden wir nicht programmierbar machen. Sprich: Der Lichtschalter im Raum ist fix einem Schalter zugeordnet. [...]
Da die Kabelverlegung dabei im Gegensatz zu den Schaltern etc. dabei nicht die preistreibende Kraft ist kann man alternativ überlegen auch die Positionen der Schalter mit dem Bus anzufahren aber anfänglich nicht zu nutzen. Dann hat man später noch immer die Option es großen Aufwand nachzurüsten.
Grundsätzlich ist es schon in Ordnung, das so zu machen, und vielleicht möchte man auch Steckdosen unter den Schalter montieren, aber ganz ehrlich: Es ist nicht sinnvoll, den Schalter (womöglich gar mit 230V Schaltspannung) in den Schaltschrank zu führen und erst dort auf den Bus zu bringen. Alles, was über knx gesteuert wird, muss zwingend über den Bus gesteuert werden. Soll eine Lampe mit knx steuerbar sein, so muss sie immer über knx gesteuert werden. Es gibt Binäreingänge für Schalterdosen, man kann also notfalls auch konventionelle Schalter (besser aber Taster) verbauen. Da sollte man aber sehr genau schauen, ob sich das lohnt. Ich habe Gira knx Taster verbaut, das sind sechs Tasten in einem Schaltermodul. Ich kann also sechs Lampen unabhängig steuern (Schalten oder Dimmen, je nach Aktor) Ich habe schon luxuriöse Häuser gesehen, die dann halbe Wände voller Schalter haben, das ist... hässlich. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Von was mache ich das Abhängig ob auf den einzelnen Stockwerken ein REG gesetzt werden sollte? Von der Anzahl der Teilnehmer am Bus? Gibt es da eine grobe Richtlinie?
Ja, es geht dabei vor allem um die Anzahl verbauter REG (Reiheneinbaugerät -> ein handelsüblicher Sicherungsautomat ist ein REG mit 1TE (Teilungseinheit) Breite. Gewöhnliche Schaltschränke sind in Felder mit z.B. 3 x 12 TE aufgeteilt, ich habe bei mir z.B. einen Schrank mit 3 x 3 Feldern (Zähler sind davon getrennt, das ist nur die knx-Installation plus die Sicherungen für die einzelnen Stromkreise). Der Schrank ist inzwischen zu klein geworden, obwohl ich "gar nicht so viel" habe...
Außerdem müssen natürlich alle Leitungen zu dem Schrank geführt werden. Mein Estrichleger hat damals gesagt, dass er noch niemals eine solche Menge Kabel in einem Haus gesehen habe. :)
pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Aber warum zu den WLAN-AP's? Wir haben auf jedem Stockwerk genug Punkte vorgesehen an welchem die WLAN AP's auf Deckenhöhe mit Cat7 angefahren werden. Soll da auch noch zusätzlich das Bussystem hin geführt werden?
Äh, nein, ich meinte da natürlich LAN Anschlüsse, ich habe das mehr als grundsätzlichen Gedanken hingeschrieben, weil ich das inzwischen schon mehrfach bei Bekannten beim Hausbau erwähnen musste (auch wenn die nicht smart gebaut haben - aber Anschlüsse für WLAN AP sollten heute eigentlich Standard sein...)
pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Noch eine Grundsätzliche Frage zu KNX. Die ganzen Leitungen der Stränge laufen an einem zentralen Punkt (Technikraum) zusammen in welchem auch der Server und die Cat7-Verkabelung aufläuft. Das ist das sog. REG? Eventuell gibt es auf den Stockwerken auch nochmal solches REG's.
Die REG sind die Aktoren, die im Schaltschrank verbaut werden (siehe oben) Ein REG hat üblicherweise mehrere Kanäle, die in einem Gerät zusammengefast sind, z.B. 6 Schaltaktoren oder drei Dimmer. Das teuerste an einem knx Device ist der Busankoppler (Selbstbau ca. 45 €) Es lohnt sich also, möglichst viele Kanäle zu einem Gerät zusammenzufassen.
pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Wie muss ich mir so ein REG vorstellen? Besitzt dieses dann einen RJ45 um es an OpenHAP via LAN anzubinden?
Das REG hat einen Busankoppler. Um per Rechner auf den Buszugreifen zu können, braucht man eine Schnittstelle, früher gerne RS232, heute auch USB, sinnvoller ist aber eine Anbindung über ein knx/IP Gateway, bei einer großen Installation darf es auch ein knx/IP Router sein (die sind aber mehr als doppelt so teuer) Wenn man mehrere Linien verwendet, braucht es pro Linie ein knx Netzteil, eine Drossel und einen Linienkoppler. Oder man verwendet Ethernet als Backbone, dann braucht es pro Linie einen knx/IP Router (+ Netzteil und Drossel). Der Router kommuniziert mittels Multicast, openHAB tritt dann ebenfalls als Router auf.
pixel hat geschrieben: 24. Aug 2021 09:29 Ich habe in Wikipedia gelesen dass es (proprietäre) Software gibt um KNX zu programmieren. Sehe ich das richtig dass ich diese nicht benötige wenn ich das System an OpenHAB anbinde? Ich kann die gesamte Einrichtung also in OpenHAB umsetzen?
Nein, die ETS ist zwingend notwendig, um die Geräte konfigurieren zu können. Die uneingeschränkte Vollversion kostet regulär 1000 € und man kommt nicht ohne die ETS aus. Es gibt auch eine Testversion (maximal 4 Geräte) und eine "kleine" Version (maximal 20 Geräte) für 100 €. Allerdings erreicht man diese Grenze schneller als man denkt, und es gibt zwar Workarounds, aber das ist auch nicht wirklich komfortabel (das große Projekt in kleine Teilprojekte aufteilen).
Dennoch: ich habe 2005 die Elektrik komplett in Eigenleistung erbracht (Schwiegerpapa ist Meister... Material haben wir zum EK + MwSt bekommen). Auf diese Weise hat meine knx Installation nicht mehr gekostet als eine konventionelle Installation vom Handwerker. Natürlich kann das nicht jeder so machen, andererseits sollte man gewöhnlich zwischen 10 % und 15 % der Bausumme für das Gewerk Elektrik vorsehen, bei einem normalen Haus also zwischen 25.000 € und 38.000 €, mal 250.000 € Bausumme angesetzt. Wenn man einen Teil Eigenleistung erbringen kann, lässt sich das auch gut nach unten drücken.
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BOP
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von BOP »

@Udo
Vielen Dank für Deine Ausführung. Liest sich sehr interessant. Ich kann (und werde) dir nicht widersprechen. :D
Der Kostenunterschied KNX <-> Homematic wäre für mich auch nicht ausschlaggebend. Da wird vermutlich keine riesige Differenz bei raus kommen. Denn günstig kann man die Homematic-Produkte ja nun auch nicht nennen.
Und gerade die Taster, die man ja gezwungenermaßen anfasst, finde ich bei Homematic auch immer etwas "billig", was die Haptik (Schaltgefühl) betrifft.

pixel
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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von pixel »

udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 21:28 Grundsätzlich ist es schon in Ordnung, das so zu machen, und vielleicht möchte man auch Steckdosen unter den Schalter montieren, aber ganz ehrlich: Es ist nicht sinnvoll, den Schalter (womöglich gar mit 230V Schaltspannung) in den Schaltschrank zu führen und erst dort auf den Bus zu bringen.
Ah, ich glaube jetzt verstehe ich das Problem. Ist eine Lampe an den Bus angebunden und soll fix über einen Schalter ohne Bus gesteuert werden muss die 230V-Leitung als ein gesondertes Kabel zum Übergabepunkt geführt werden. Habe ich das richtig verstanden?
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 21:28 Ja, es geht dabei vor allem um die Anzahl verbauter REG (Reiheneinbaugerät -> ein handelsüblicher Sicherungsautomat ist ein REG mit 1TE (Teilungseinheit) Breite. Gewöhnliche Schaltschränke sind in Felder mit z.B. 3 x 12 TE aufgeteilt, ich habe bei mir z.B. einen Schrank mit 3 x 3 Feldern (Zähler sind davon getrennt, das ist nur die knx-Installation plus die Sicherungen für die einzelnen Stromkreise). Der Schrank ist inzwischen zu klein geworden, obwohl ich "gar nicht so viel" habe...
Außerdem müssen natürlich alle Leitungen zu dem Schrank geführt werden.
Da habe ich IMHO noch ein Verständnisproblem. Im REG auf den einzelnen Stockwerken laufen also die Kabel des Busses zusammen und ach die "normalen" Stromkabel. Dort sind dann auch die Sicherungen enthalten? Und wie wird der Bus der in den einzelnen Stockwerken im REG aufläuft dann nach unten zu dem zentralen Steuerungspunkt geführt? Im Wiki-Artikel habe ich hierzu den IP-KNX Koppler gefunden. Wird damit die Kommunikation zum Hauptpunkt im Keller (siehe weiter unten) realisiert?
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 21:28 Die REG sind die Aktoren, die im Schaltschrank verbaut werden (siehe oben) Ein REG hat üblicherweise mehrere Kanäle, die in einem Gerät zusammengefast sind, z.B. 6 Schaltaktoren oder drei Dimmer. Das teuerste an einem knx Device ist der Busankoppler (Selbstbau ca. 45 €) Es lohnt sich also, möglichst viele Kanäle zu einem Gerät zusammenzufassen.
Ich habe in Wikipedia die technischen Grundlagen zu KNX gelesen. Der Aktor ist ja das Steuergerät welcher an den Bus gekoppelt wird und das zu steuernde Gerät schaltet also z.B. bei einer Lampe dann eben Strom durch schaltet oder nicht. Was wird dann als Gerät bezeichnet? Eine Steckdose ist ein Gerät, ein Taster (davon können ja mehrere in einem Block verbaut sein z.B. am Eingang ein Block bestehen aus drei Tastern, einem Dimmer und einer Steckdose) oder ist so ein Block (ich weiß nicht wie die genaue Fachbezeichnung lautet) ein Gerät?

Und wie spielen die Kanäle mit rein bzw. für was sind diese?
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 21:28 Das REG hat einen Busankoppler. Um per Rechner auf den Buszugreifen zu können, braucht man eine Schnittstelle, früher gerne RS232, heute auch USB, sinnvoller ist aber eine Anbindung über ein knx/IP Gateway, bei einer großen Installation darf es auch ein knx/IP Router sein (die sind aber mehr als doppelt so teuer) Wenn man mehrere Linien verwendet, braucht es pro Linie ein knx Netzteil, eine Drossel und einen Linienkoppler. Oder man verwendet Ethernet als Backbone, dann braucht es pro Linie einen knx/IP Router (+ Netzteil und Drossel). Der Router kommuniziert mittels Multicast, openHAB tritt dann ebenfalls als Router auf.
Das würde bedeuten dass ich zu den REG's auf den Stockwerken noch eine Cat7-Leitung für den Busankoppler lege, richtig?
udo1toni hat geschrieben: 24. Aug 2021 21:28 Nein, die ETS ist zwingend notwendig, um die Geräte konfigurieren zu können.
Kannst Du mir hier ein Beispiel nennen was ich in ETS konfiguriere und was in OpenHAB? Ich gehe davon aus diese Software gibt es nicht für Linux

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Re: Neubau: Grundsätzliche Auswahl der Bustechnik

Beitrag von udo1toni »

pixel hat geschrieben: 25. Aug 2021 12:30 Ah, ich glaube jetzt verstehe ich das Problem. Ist eine Lampe an den Bus angebunden und soll fix über einen Schalter ohne Bus gesteuert werden muss die 230V-Leitung als ein gesondertes Kabel zum Übergabepunkt geführt werden. Habe ich das richtig verstanden?
Nein. Du kannst eine über knx gesteuerte Lampe nicht ohne den Bus steuern.
Du kannst gewöhnliche Lichtschalter verbauen und das Signal, welches über den Lichtschalter geschaltet wird, über Sensoren auf dem Bus verfügbar machen. Die Steuerung läuft aber immer über den Bus.
pixel hat geschrieben: 25. Aug 2021 12:30 Da habe ich IMHO noch ein Verständnisproblem. Im REG auf den einzelnen Stockwerken laufen also die Kabel des Busses zusammen und ach die "normalen" Stromkabel. Dort sind dann auch die Sicherungen enthalten? Und wie wird der Bus der in den einzelnen Stockwerken im REG aufläuft dann nach unten zu dem zentralen Steuerungspunkt geführt?
Nein. Ein REG ist ein Reiheneinbaugerät. Das wird im Schaltschrank auf die Hutschiene montiert.
Die Kabel laufen im Schaltschrank zusammen, sowohl der Bus als auch die normalen Stromkabel. Die Aktoren (Relais, Dimmer, SolidStateRelais) sind in REG im Schaltschrank montiert. Die Stromkabel gehen vom REG an die Verbraucher (Lampen, Motoren, Steckdosen, Heizkörperventile...)
Vor dem REG wird ein Sicherungsautomat eingeschleift, denn jeder Stromkreis muss abgesichert werden. Wo der Sicherungsautomat sitz, ist dabei nebensächlich, üblich ist aber, die Sicherung im selben Schrank zu montieren wie das zugehörige REG.
Der Bus ist ebenfalls am REG angeschlossen.

Wenn Du bei Google die Begriffe knx und REG eintippst und Dir Bilder anzeigen lässt, wirst Du verstehen, um was es geht.
pixel hat geschrieben: 25. Aug 2021 12:30 Ich habe in Wikipedia die technischen Grundlagen zu KNX gelesen. Der Aktor ist ja das Steuergerät welcher an den Bus gekoppelt wird und das zu steuernde Gerät schaltet also z.B. bei einer Lampe dann eben Strom durch schaltet oder nicht. Was wird dann als Gerät bezeichnet? Eine Steckdose ist ein Gerät, ein Taster (davon können ja mehrere in einem Block verbaut sein z.B. am Eingang ein Block bestehen aus drei Tastern, einem Dimmer und einer Steckdose) oder ist so ein Block (ich weiß nicht wie die genaue Fachbezeichnung lautet) ein Gerät?

Und wie spielen die Kanäle mit rein bzw. für was sind diese?
Na, es kommt darauf an, welche Seite Du betrachtest. Ein REG ist ein Gerät im knx System. Ein REG hat gewöhnlich mehrere Kanäle, also z.B. 6 Relaisausgänge (eben um Geld zu sparen). Es werden also z.B. sechs Lampen an diesem einen REG angeschlossen und können anschließend voneinander unabhängig ein- und ausgeschaltet werden.
Wenn Du so willst, kannst Du die Lampen auch als Gerät bezeichnen :) Eine Steckdose wäre für mich aber kein Gerät, sondern ein Anschluss für ein Gerät. Dieser Anschluss kann aber über ein REG geschaltet sein, z.B. um Stehlampen, oder auch die Weihnachtsbaumbeleuchtung bequem steuern zu können. Man kann die Steckdosen schalten, an denen Fernseher, Kaffeemaschine usw. angeschlossen sind, dann kann man z.B. über eine Zentral Aus Taste alle Verbraucher im Haus abschalten (Kühlschrank usw. darf natürlich nicht geschaltet werden...)
pixel hat geschrieben: 25. Aug 2021 12:30 Das würde bedeuten dass ich zu den REG's auf den Stockwerken noch eine Cat7-Leitung für den Busankoppler lege, richtig?
Nein. Die REG werden ausschließlich am knx Bus angeschlossen (also mal abgesehen vom Stromanschluss für die angeschlossenen Verbraucher).
Die Anbindung des knx Busses an openHAB geschieht entweder direkt über ein RS232 (oder USB) Interface (nun ja) oder über ein knx/IP Gateway. Das knx/IP Gateway ist auf der einen Seite mit dem knx Bus verbunden, auf der anderen Seite mit dem LAN. Das knx/IP Gateway kann auch zur Programmierung des Busses eingesetzt werden. Bei großen Systemen (ich habe das bereits erwähnt) kann man mit knx Routern die einzelnen Teilbusse über Ethernet als Backbone verbinden. Dieser Backbone kann auch direkt als Zugang zum Bus verwendet werden. Aber wie gesagt, das nur der Vollständigkeit halber. Ein knx Router ist in normalen Installationen nicht unbedingt sinnvoll, geschweige denn notwendig.
pixel hat geschrieben: 25. Aug 2021 12:30 Kannst Du mir hier ein Beispiel nennen was ich in ETS konfiguriere und was in OpenHAB? Ich gehe davon aus diese Software gibt es nicht für Linux
In der ETS werden die Verknüpfungen zwischen den knx Geräten hergestellt. über die ETS werden die Geräte mit ihrer Firmware bespielt. Weiterhin werden die knx Geräte über die ETS parametriert. Zum Beispiel definiert man für eine Treppenlichtsteuerung einen automatischen Ausschalttimer, stellt die Einschaltdauer ein usw.
Die ETS dient auch zur Planung des gesamten Busses. Außerdem kann man mit der ETS den Bus debuggen, dafür gibt es den Busmonitor und den Gruppenmonitor. Der Busmonitor zeichnet alle Datenpakete auf, man kann das eventuell mit wireshark vergleichen.
Der Gruppenmonitor zeichnet die Datentelegramme auf, darüber kann man die Schaltbefehle sehen und auch senden.
Einmal konfiguriert, kann die ETS weggepackt werden. Immer, wenn man weitere Geräte an den Bus anbinden, vorhandene Geräte tauschen, oder auch das Verhalten der Geräte ändern will, muss das aber über die ETS erfolgen.

openHAB kann alle Datentelegramme am knx Bus mitlesen und selbst Datentelegramme versenden. Das heißt, openHAB kann jeden Aktor, der über den Bus gesteuert werden kann ebenfalls steuern.

Die ETS gibt es leider ausschließlich für Windows. Wenn man eine lizensierte Version einsetzt, ist es schwer, diese z.B. mittels Wine laufen zu lassen, weil es Dongle braucht und die EIBA kein Interesse daran hat, dass die Software möglichst angenehm für den Anwender läuft, sondern ausschließlich, dass die Software möglichst nicht kopiert wird. :)
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